Die Grüne Suppe

Wir trafen uns am 10. Juni nach dem Mittag in Blauen unter einer schattenspenden Eiche. Einige Teilnehmer haben sich sicher, so wie ich gefragt, ob so etwas Ungewohntes wohl gelingen würde. Priska Humair, ausgewiesene Kräuterfachfrau mit zweijähriger Ausbildung, räumte sehr schnell alle Zweifel beiseite.

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Zu Beginn erklärte sie ausführlich die Bedingungen, unter denen die Kräuter gesammelt werden sollten:

wo: im eigenen Garten, auf unbelasteten Wiesen und -rändern im Wald und auf Waldlichtungen, auf Brachflächen und an Bachufern
wo nicht: auf intensiv gedüngten Matten, an Hundespazierwegen, an Wegen mit viel Verkehr, Heuwiesen muss man schonen
wie: nur sammeln was man sicher kennt, nicht in Naturschutzgebieten, auf keinen Fall geschützte Pflanzen, nach Möglichkeit nur dort wo die Sammelpflanze vermehrt vorkommt. Immer einige Exemplare stehen lassen. Kleine Mengen sammeln, die Kräuter welken halt schnell.
Mitnehmen: Körbchen oder Stofftasche, feuchtes Küchenpapier, Schere oder Messer, Handschuhe.
   

An diesem Nachmittag lernten wir viele essbare Wildkräuter kennen: den Geissfuss oder Giersch, der von Gärtnern als Geissel (nicht Geisselfuss) empfunden wird, weil er sich fleissig durch Wurzelausläufer vermehrt. Giersch ist beim Wildkräuterkoch beliebt, weil in grösseren Mengen verfügbar. Sehen Sie mal in ihrem Garten nach.... Kräuterpfarrer Künzle empfahl den Giersch gegen zahlreiche Krankheiten, speziell die Gicht.

Übrigens haben alle Wildkräuter einen höheren Mineral- und Vitaminanteil als Kulturgemüse. Besonders die
Brennessel ist dafür bekannt. Viele Schmetterlingsarten brauchen dieses haarige Kraut zum Ueberleben. Die Menschen nutzen die Blätter als Tee, für Suppe und Gemüse. Brennesselgülle ist dem naturverbundenen Gärtner wohlbekannt. Früher -und heute wieder- verarbeitete man die Stengel zu Fasern und webte daraus Stoff. Soll garantiert nicht pieken. Siehe das Märchen von den 7 Schwänen und den Nesselhemdchen. Beim Weiterwandern unter kundiger Anleitung verwandelten sich weitere wohlbekannte "Unkräuter" in schmackhafte Käuter-
suppenpflanzen, z.B. der spitzblättrige Wegerich, das Gänseblümchen (Blätter+Blüten) der Wiesenknopf oder Pimpernelle, der Löwenzahn (Blätter und Blüten) die Gundelrebe, die Vogelmiere. Das ist dieses zierliche verzweigte Kraut, das an vielen Orten das ganze Jahr über wächst und mit feinen weissen Blüten, Sternchen gleich, übersät ist.

Zum Thema Fuchsbandwurm: die Gefahr der Ansteckung ist nicht sehr gross, die Angst davor aber real. Entweder lasse man das Kräuter- und Beerensammeln oder verwende das Sammelgut nur gekocht. So gelangten wir, immer wieder den interessanten Ausführungen der Leiterin lauschend, schliesslich an die Burgerhütte, wo bereits eine erfrischende Holunderblütenbowle auf uns wartete. (Rezept folgt)

In Gemeinschaftsarbeit wurde die Grüne Suppe zubereitet und anschliessend unter lebhaftem Begeisterungsgebrummel verzehrt. Sie diente als wohlschmeckender Energieschub für den Rückweg. Es lag noch vielfältiges Infomaterial bereit, mit dem wir unser erworbenes Wissen vertiefen können.

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Das tolle Wetter, die umsichtige Vorbereitung, die ruhige Art in der Priska Humair-Fuchs ihr breites, fundiertes Wissen vermittelte, all das machte diese ausgefallene Exkursion zu einem echten Hit. 12 Erwachsene und 3 Kinder aus allen drei Dörfern nahmen mit Begeisterung teil und dankten der Leiterin für die lehrreichen Stunden, in denen uns die vielfältigen Zusammenhänge in der Natur wieder bewusst gemacht wurden.

Wer richtig "gluschtig" geworden ist, dem sei ein Ausflug mit dem netten "Chrüterwiebli vo Blaue" empfohlen.


Rezept Wildkräutersuppe
Gewürfelte Kartoffeln mit Gemüsebrühe garkochen und zerstampfen oder mixen. Die gesammelten Kräuter (pro Person eine gute Handvoll) sehr fein schneiden und kurz mitkochen. Mit einer ordentlichen Menge Rahm verfeinern. Ohne kochen die zerkleinerten Blätter von Majoran, Wiesenknopf, Gundelrebe oder anderen Würzkräutern dazugeben. Abgezupfte Rotkleeblütenblättern darüber streuen. Natürlich eignen sich auch Reis, Gries, Nudeln etc. zum Binden.Fotos: Peter Meury-Saner Bericht: Billy Schneitz beide NVBDN

   
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